Am 12. November habe ich gemeinsam mit Vertreter*innen des Grünen Ortsverbands Neuffener Tal die Betriebswerkstatt der Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) in Neuffen besucht. Für mich war das ein besonders aufschlussreicher Termin, nicht zuletzt, weil ich die Tälesbahn selbst oft nutze und genau weiß, wie wichtig sie für den Alltag vieler Menschen im Neuffener Tal ist. WEG-Geschäftsführer Jens-Ulrich Beck führte uns durch die Werkstatt und erläuterte ausführlich, vor welchen Entscheidungen die Tälesbahn in den kommenden Jahren steht. Die heute eingesetzten Dieseltriebwagen sind seit 2001 im Einsatz, erreichen ab 2030 das Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer und werden nicht mehr hergestellt. Damit wird ein grundlegender Modernisierungsschritt notwendig, der sowohl die Antriebsart als auch den gesamten Betrieb betreffen wird.

Für die zukünftige Tälesbahn kommen grundsätzlich vier verschiedene Antriebsarten in Frage: Diesel-betriebene Fahrzeuge, elektrische Fahrzeuge mit Stromversorgung über Oberleitung, batteriebetriebene Elektrozüge oder mit Wasserstoff betriebene Züge. Diesel wird aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen keine Option für die Zukunft sein. Ein elektrischer Betrieb über Oberleitung gilt als bewährt und effizient, erfordert jedoch eine vollständige Elektrifizierung der rund neun Kilometer langen Strecke. Batteriebetriebene Züge benötigen keine Oberleitung, müssen aber zuverlässig geladen werden, was Auswirkungen auf den Fahrplan hat. Wasserstofffahrzeuge sind technisch möglich, erfordern jedoch zusätzliche Infrastruktur und sind im direkten Vergleich oft weniger wirtschaftlich. Welche dieser Varianten für die Tälesbahn langfristig sinnvoll ist, wird aktuell fachlich geprüft.
Deutlich wurde im Gespräch, dass mit neuen Fahrzeugen auch ein neues Betriebskonzept nötig sein wird. Heute fährt die Tälesbahn mit nur einem Zug im 30-Minuten-Takt, die Wendezeiten sind extrem knapp. Moderne Fahrzeuge haben jedoch längere Haltezeiten und erfüllen zusätzliche Anforderungen, etwa größere Mehrzweckbereiche oder barrierefreie Toiletten. Damit stellt sich automatisch die Frage, ob ein einziger Umlauf künftig weiterhin ausreichen kann oder ob zwei oder sogar drei Umläufe notwendig werden, um den Takt stabil zu halten und Ladezeiten oder betriebliche Pausen sinnvoll zu integrieren. Klar ist: Der heutige Betrieb wird sich mit modernen Zügen kaum aufrechterhalten lassen.
Welche Antriebsart auch gewählt wird – die Infrastruktur muss angepasst werden. Dazu gehören Gleise, Weichenanlagen, Abstellgleise, mögliche Oberleitungen, Ladepunkte für batteriebetriebene Fahrzeuge und eine modernisierte Werkstatt. Gerade bei batterieelektrischen Fahrzeugen stellt sich die Frage, wo der Zug künftig verlässlich geladen werden kann, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen. Der Aufbau einer passenden Infrastruktur ist daher ein entscheidender Bestandteil der anstehenden Entscheidungen.

Besonders interessant ist, dass die WEG eine integrierte Struktur hat: Sie betreibt nicht nur die Züge, sondern ist als Eigentümer auch für die Infrastruktur der Strecke, die technische Ausstattung und die Instandhaltung verantwortlich. Das ist im Regionalverkehr eher ungewöhnlich und bedeutet, dass Betrieb und Infrastruktur eng verzahnt sind. Der Träger der Strecke und Besteller der Verkehrsleistung ist der Fahr mit-Zweckverband, in dem die Anrainerkommunen und der Landkreis organisiert sind. Dort werden Fragen der Finanzierung, der zukünftigen Betriebskonzepte und der Investitionen entschieden.
Ein wichtiger Teil des Besuchs war auch der Austausch mit Mark Hogenmüller von der Omnibus-Verkehr Ruoff GmbH. Ruoff betreibt seit Anfang 2025 die Buslinien rund um den Albtrauf und ist damit ein zentraler Partner für die Mobilität im Neuffener Tal. Im Gespräch ging es vor allem darum, wie Bus und Bahn künftig besser verzahnt werden können – gerade mit Blick auf Anschlüsse, Taktstabilität und eine verlässliche Erreichbarkeit der Tälesbahn. Auch die Herausforderungen im laufenden Betrieb, der Fachkräftebedarf und die Frage, wie der ÖPNV im ländlichen Raum weiter gestärkt werden kann, waren Thema.
Der Besuch hat gezeigt, wie bedeutend die Tälesbahn für das Neuffener Tal ist und wie umfassend die Entscheidungen sind, die nun getroffen werden müssen. Die nächsten Jahre sind entscheidend, damit ab 2030 ein zuverlässiger, klimafreundlicher und gut nutzbarer Zugverkehr möglich bleibt. Ich danke Herrn Beck und Herrn Hogenmüller für das offene Gespräch und die ausführlichen Einblicke und werde diesen Prozess aufmerksam begleiten, damit die Tälesbahn auch in Zukunft ein starkes Rückgrat der Mobilität im Neuffener Tal bleibt.